Themen der gendersensiblen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

  • Geschlechtliche Identität(en) und ihre Spielräume

Geschlechtliche Identität bezeichnet das innere Erleben und die Selbstwahrnehmung eines Menschen in Bezug auf Geschlecht. Neben den binären Kategorien „männlich“ und „weiblich“ gibt es nicht-binäre, genderfluide und weitere Identitäten, die sich außerhalb oder zwischen diesen Polen bewegen. Die Spielräume geschlechtlicher Identität umfassen gesellschaftliche Anerkennung, rechtliche Absicherung, sprachliche Repräsentation und die Möglichkeit, Geschlecht individuell zu leben – unabhängig von biologischen Merkmalen oder gesellschaftlichen Erwartungen.

  • Umgang mit sich und anderen

Dieser Aspekt bezieht sich auf Selbstfürsorge, emotionale Intelligenz und zwischenmenschliche Beziehungen. Ein respektvoller Umgang mit sich selbst bedeutet, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen, Grenzen zu setzen und sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Der Umgang mit anderen erfordert Empathie, Kommunikationsfähigkeiten und die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu lösen. Hierzu gehört auch das Bewusstsein für unterschiedliche Lebensrealitäten und die Anerkennung von Vielfalt.

  • Gewaltfreie Beziehungen

Gewaltfreie Beziehungen basieren auf Respekt, Gleichberechtigung und gegenseitiger Anerkennung. Dies betrifft romantische, familiäre, freundschaftliche und berufliche Beziehungen. Sie setzen eine klare Kommunikation, das Wahrnehmen und Respektieren von Grenzen sowie den bewussten Verzicht auf Machtmissbrauch oder Manipulation voraus. 

  • Sorgearbeit

Sorgearbeit (oder Care-Arbeit) umfasst alle Tätigkeiten, die für das Wohlergehen anderer notwendig sind, wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder emotionale Unterstützung. Diese Arbeit wird oft unbezahlt oder schlecht bezahlt geleistet, besonders von Frauen. Die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit führt zu strukturellen Ungleichheiten. Eine gerechtere Verteilung kann durch politische Maßnahmen, gesellschaftliche Anerkennung und individuelle Verantwortungsübernahme gefördert werden.

  • Lebenswirklichkeiten

Lebenswirklichkeiten sind die individuellen und kollektiven Erfahrungen von Menschen, die von Faktoren wie Geschlecht, Herkunft, sozialem Status, sexueller Orientierung oder Behinderung geprägt sind. Sie beeinflussen Zugang zu Bildung, Arbeit, Gesundheit und gesellschaftlicher Teilhabe. Ein Bewusstsein für unterschiedliche Lebenswirklichkeiten hilft dabei, Diskriminierung abzubauen und Inklusion zu fördern.

  • Dominanz- und Gewaltverhalten

Dominanzverhalten beschreibt Strategien, mit denen Menschen Macht über andere ausüben, sei es durch Sprache, soziale Strukturen oder physische Mittel. Gewaltverhalten kann physisch, psychisch, sexualisiert oder strukturell sein. Es entsteht oft aus gesellschaftlichen Machtverhältnissen und erlernten Rollenbildern. Reflexion und Bewusstmachung solcher Muster sind zentrale Schritte, um Dominanz- und Gewaltverhalten zu hinterfragen und zu durchbrechen.

  • Gewaltprävention

Gewaltprävention umfasst Maßnahmen, die darauf abzielen, Gewalt zu verhindern, bevor sie entsteht. Dazu gehören Aufklärung über Gewaltformen, Förderung von Empathie und Konfliktlösungskompetenzen, Schutzräume für Betroffene und politische Maßnahmen zur Stärkung von Gleichberechtigung. Gewaltprävention setzt auf individuelle, soziale und strukturelle Veränderungen, um langfristig eine gewaltfreie Gesellschaft zu fördern.