Ziele und Aufgaben der gendersensiblen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Die gendersensible Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zielt darauf ab, stereotype Geschlechterrollen zu hinterfragen, individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu fördern und ein respektvolles, gleichberechtigtes Miteinander zu ermöglichen. Dabei stehen folgende Schwerpunkte im Fokus:
1. Pädagogische Begleitung
Ein zentrales Ziel ist es, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Entwicklung zu emotional lebendigen, sozial kompetenten und selbstverantwortlichen Persönlichkeiten zu unterstützen. Dies geschieht durch eine wertschätzende Begleitung, die ihnen Raum für Selbsterfahrung, Reflexion und persönliche Entfaltung gibt. Pädagogische Fachkräfte übernehmen hierbei die Rolle von unterstützenden Begleiter:innen, die Impulse setzen, Gespräche moderieren und altersgerechte Angebote zur Förderung von Selbstbewusstsein und sozialer Verantwortung schaffen.
2. Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentität
Junge Menschen sollen in ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit Geschlecht und Identität bestärkt werden. Dies bedeutet, dass sie sich frei von gesellschaftlichen Zwängen und normativen Vorgaben mit ihrer eigenen Geschlechtsidentität auseinandersetzen können. Dabei wird nicht nur die Individualität jedes Einzelnen anerkannt, sondern auch Erwachsene, die diese jungen Menschen begleiten, erhalten Unterstützung, um eine offene und unterstützende Haltung gegenüber verschiedenen Geschlechtsidentitäten zu entwickeln.
3. Erweiterung von Männlichkeitsentwürfen
Traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit sind oft durch stereotype Erwartungen geprägt, die emotionale Zurückhaltung, Konkurrenzdenken oder einseitige Rollenzuweisungen beinhalten. Die gendersensible Arbeit hilft Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei, alternative Männlichkeitsbilder zu entdecken und neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Dazu gehören beispielsweise die Förderung von Empathie, Teamfähigkeit und der Umgang mit Verletzlichkeit, um eine ganzheitlichere Vorstellung von Identität und Geschlechterrollen zu entwickeln
4. Stärkung des Selbstwerts
Ein gesundes Selbstwertgefühl ist essenziell für eine stabile Persönlichkeitsentwicklung. In der gendersensiblen Arbeit wird darauf geachtet, dass sich Kinder und Jugendliche in ihrer Individualität wertgeschätzt fühlen, ohne sich über die Abwertung anderer zu definieren. Statt auf Konkurrenzdenken oder stereotype Rollenzuweisungen zu setzen, werden individuelle Stärken hervorgehoben und die Fähigkeit zur Selbstakzeptanz gefördert.
5. Unterstützung realistischer Lebensziele
Kinder und Jugendliche werden dazu ermutigt, ihre persönlichen Interessen und Stärken zu erkunden und darauf aufbauend realistische Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Dabei geht es darum, geschlechterunabhängige Lebensentwürfe zu ermöglichen, frei von gesellschaftlichen Erwartungen oder veralteten Rollenbildern. Pädagogische Fachkräfte begleiten junge Menschen dabei, eigene Ziele zu setzen, sie zu reflektieren und schrittweise umzusetzen.
6. Gewaltfreie Konfliktlösung
Ein wichtiger Bestandteil gendersensibler Pädagogik ist die Förderung von gewaltfreier Kommunikation und konstruktiver Konfliktlösung. Kinder und Jugendliche lernen, Konflikte auf eine respektvolle Weise auszutragen und alternative Handlungsstrategien zu entwickeln. Dies umfasst unter anderem das Training von Kommunikationsfähigkeiten, den bewussten Umgang mit Emotionen sowie die Förderung von Empathie und Perspektivenübernahme.
7. Gleichberechtigung und Geschlechterdemokratie
Ein zentrales Anliegen der gendersensiblen Arbeit ist es, eine gleichberechtigte und respektvolle Gesellschaft zu fördern. Dies bedeutet, dass Kinder und Jugendliche lernen, Geschlechtergerechtigkeit aktiv mitzugestalten, Geschlechterklischees zu hinterfragen und demokratische Formen des Miteinanders zu entwickeln. Geschlechterdemokratie beinhaltet nicht nur gleiche Rechte für alle Geschlechter, sondern auch die Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt in geschlechtlichen Identitäten und Lebensentwürfen.